Spricht man „mit den Leuten“, die sich für ihr Stadtteil interessieren, dann kommt schnell zur Sprache, was die Menschen umtreibt: Häufige Orientierungslosigkeit in Politik und Verwaltung. Ganz egal ob mehr Rad- und weniger Autoverkehr, Nachverdichten oder Naturerhalt beim Bauen, fehlende Betreuungsplätze für Kinder und Jugendlichen, Auflagen für Stadtfeste und ehrenamtliche Veranstaltungen, Ruhewald-Friedhof im Naherholungsgebiet oder jahrelangen Strassensperrrung (Hebsackstr) wegen Rechtsstreitigkeiten zwischen Stadt und Anliegern – die Liste liesse sich noch um viele weitere Beispiel ergänzen, eines haben all diese Punkte gemein: es fehlt das „Fingerspitzengefühl“ der Verantwortlichen – und vielleicht auch, zu oft, der Wille – zielführende Lösungen zu finden. An manchen Stellen fehlen ausserdem seit geraumer Zeit immer öfter die Kapazitäten, inhaltlich wie personell, etwas zu verändern oder zu verbessern.
Beispiel 2 (link): Sperrung Hebsackerstrasse
Beispiel 3 (link): Nachverdichtung (Bauen) und Grünflächen
Beispiel 4 – VERKEHR: Noch so ein Dauerbrenner im Stadtteil. Dem einen ist der Verkehr, vor allem natürlich vor der eigenen Haustüre, zu viel, der andere will überall mit seinem Auto hin und das schnell. Ein klassischer „Zielkonflikt“, der den BVH seit vielen Jahren immer wieder beschäftigt. Doch zuletzt ist „Bewegung“ in das Thema Verkehr gekommen: Was vor einer Weile noch als (mancher Autoliebhaber wünscht sich weiterhin ferne) Zukunft diskutiert wurde, wird immer öfter Realität. Der Verkehr wird mehr und mehr vom Auto auf Fahrrad und ÖPNV verlagert. Das verändert insbesondere die individuelle Mobilität der Menschen, die im Stadtteil wohnen oder hier her zum Arbeiten und Einkaufen kommen. Stand Jahrzehnte-lang das Auto im Focus, genießt nun vor allem das Fahrrad große Aufmerksamkeit als umweltfreundliches, Ressourcen-schonendes Fortbewegungsmittel innerhalb der Stadt.
Viele begrüßen eine Fahrrad-freundliche Infrastruktur und so baut die Stadt Freiburg seit einigen Jahren das Netzwerk an Radwegen und -routen massiv aus. Auch Herdern soll schon bald von einer Vorrangroute für Fahrräder durchzogen werden. Auf einer Nord-Südachse von Zähringen kommend geht es über die Richard-Wagner und Schlüssel-Strasse Richtung Innenstadt bis zum Stadtgarten. In einem aufwendigen Verfahren, dass aktuell noch läuft, wurde die „beste“ Streckenführung analysiert und ausgewählt – und nun wird es, leider, etwas wirr.
Und das ist symptomatisch: denn der zeitgemäße wie nachvollziehbare Gedanken der Förderung des umweltfreundlichen Individualverkehrs, insbesondere mit dem Fahrrad, kommt zwar bei vielen Menschen im Stadtteil hervorragend an, aber die Umsetzung ist alles andere als „mustergültig“. Eher schon muster-haft in Bezug darauf, wie man es nicht machen sollte. Zu viel Bürokratie die keiner versteht und die zu Auswüchsen wie dem völlig sinnfreien und sehr nachteiligen „Namen“ für die Rad-Vorrangroute führt: Rad-Schnellweg. Klingt wie „Ruhr-Schnellweg“ – eine stets überlastete Autobahn (A40) zwischen Dortmund und Mülheim an der Ruhr – und kommt daher bei den Menschen auch so an. Kaum einer will einen „Schnellweg“ vor seiner Haustüre haben und die nun gewählte Route in Herdern hat so viele Kreuzungen, Schulen und andere „Gefahrenstellen“ entlang ihrer Wegführung, dass Vorrang für Radfahrer sicher machbar und sinnvoll erscheint, aber das Wort „schnell“ alles andere als zielführend ist. Und auch nur, so erklären es dann die Verantwortlichen, gewählt wird, weil das Förderprogramm, aus dem die Mittel kommen, „halt“ so heisst. Wer erklärte es dem Bürger bzw. Anwohner?
Der BVH – doch werden wir als Interessenplattform zwar in den Diskussionsprozess zum neuen Radweg einbezogen, aber ein Verkehrskonzept für den Stadtteil, das unzweifelhaft mit einer so grundsätzlichen Neuausrichtung der Mobilität einhergehen müsste, gibt es zwar, wird aber noch, vielleicht auch wegen der damit verbundene Kosten und Veränderungen, nur am Rande kommuniziert. Das ist symptomatisch für die Vorgehensweise der Zuständigen: zu viele Einzelmassnahmen, die nicht in ein nachvollziehbares Gesamtkonzept integriert werden (können). Und dazu gehört neben dem Radweg durch den Stadtteil natürlich auch der gesamte Komplex aus Parken, Verkehrsberuhigung und -sicherheit sowie einer kritischen Reflexion von Kosten und Flächen, die in der Verkehrsinfrastruktur gebunden werden.
Spricht der BVH mit den Bürgern, gibt es nur ganz selten den Wunsch nach mehr Verkehr oder neuen Strassen. Wohl aber eine Vielzahl an Nachfragen, wie die Strasse vor der eigenen Haustüre oder durch den Stadtteil besser im Sinne von Lärm, Flächenverbrauch oder Nutzerprofil überplant werden könnte. Weil die Menschen, die in Herdern leben oder arbeiten eigentlich ziemlich genau wissen, wie eine gesunde und attraktive Stadt heute aussehen sollte: weniger Auto-Verkehr, mehr Platz für umweltfreundliche Mobilität zu Fuss oder auf dem Rad und weniger Raum für Strassen und Parkplätze, damit mehr Raum für Natur und Menschen bleibt. Klingt schön, oder? Warum wird es dann nicht – systematisch und zeitnah – umgesetzt? (mg)
MEINUNG – Die sechs Beiträge der Serie (Beispiele 1-6) sind eine Einladung, im Stadtteil und mit dem BVH in eine Diskussion einzusteigen, wie sich unsere Umgebung verändern und anpassen muss, soll oder darf. Sprechen Sie mit uns, erklären Sie uns Ihre Ideen und Wünsche, damit wir alle gemeinsam an einer lebens- wie liebenswerten Zukunft für Herdern und Freiburg arbeiten können. Damit wir auf breiterer Basis miteinander kommunizieren und weniger Themen durch Einzelmeinungen oder Interessenvertretungen geprägt werden – sondern wieder verstärkt von Bürgern, die gemeinsam für ihren Stadtteil streiten, nachdenken und handeln. Danke!