AKTUELL: Ruhewald kommt NICHT nach Herdern – der geschützten Fledermaus sei Dank… Näheres siehe Update unten!
Spricht man „mit den Leuten“, die sich für ihr Stadtteil interessieren, dann kommt schnell zur Sprache, was die Menschen umtreibt: Orientierungslosigkeit in Politik und Verwaltung. Ganz egal ob mehr Rad- und weniger Autoverkehr, Nachverdichten oder Naturerhalt beim Bauen, fehlende Betreuungsplätze für Kinder und Jugendlichen, Auflagen für Stadtfeste und ehrenamtliche Veranstaltungen, Ruhewald-Friedhof im Naherholungsgebiet oder jahrelangen Strassensperrrung (Hebsackstr) wegen Rechtsstreitigkeiten zwischen Stadt und Anliegern – die Liste liesse sich noch um viele weitere Beispiel ergänzen, eines haben all diese Punkte gemein: es fehlt das „Fingerspitzengefühl“ der Verantwortlichen/Zuständigen – und vielleicht auch, zu oft, der Wille – zielführende Lösungen zu finden. An manchen Stellen fehlen ausserdem seit geraumer Zeit immer öfter die Kapazitäten, inhaltlich wie personell, um etwas zu verändern oder zu verbessern. Deklinieren wir einmal ein paar aktuelle Beispiele (Beispiel 1-6) aus Herdern „durch“ – die „kleine Serie“ wir in den kommenden Wochen nach und nach vorgestellt:
Beispiel 1 – Ruhewald: Die Stadt, genauer hier der Gemeinderat, der die Stadt „aufgefordert“ hat, aktiv zu werden, wünscht sich einen Ruhewald, damit auf städtischer Gemarkung Menschen eine Beerdigungsmöglichkeit im Wald „buchen“ können. Natürlich ist dies ein Trend, dem an vielen anderen Orten schon mit Begräbnisstätten im Wald begegnet wird, in der Nähe von Freiburg beispielsweise in Wittenau. Nun soll es also auch in Freiburg einen Ruhewald geben und ein möglicher Standort ist im Stadtwald oberhalb von Herdern – einem bereits intensiv genutzten Naherholungs- und Naturschutzgebiet. Wie passt das zusammen? Die meisten, mit denen man darüber spricht, sagen: eher schlecht. Der BVH hat sich klar gegen einen Ruhewald am Hang über Herdern ausgesprochen. So weit, so „Meinungsbasiert“.
Nun zu den, von der Stadt Freiburg selbst in einem Gutachten angeforderten, Tatsachen. Um es kurz zu halten: Die Gutachter haben zwei Standorte (Wald oberhalb Herdern und Sternwald in der Wiehre) als „geeignet“ identifiziert – allerdings in einer, sagen wir mal sehr großzügigen, Auslegung der vom Gemeinderat vorgegebenen „passenden“ Standortbedingungen: Erreichbarkeit ÖPNV, Bodenbeschaffenheit, Nutzerkonflikte. Ein Blick an den Hang über Herdern genügt, um zu wissen: da passt nicht viel. Und nun wird es „planlos“: Das Gutachten zeigt nämlich ziemlich klar auf, dass sich der Ruhewald für die Stadt nicht rechnet. Zu hohe Investitions- und Betriebskosten. Also wird eine Umsetzung nicht empfohlen. Darauf der Gemeinderat bzw. eine seiner Fraktionen: Dann geben wir es halt an einen privaten Betreiber. Warum der besser als die städtische, ziemlich defizitäre Friedhofsverwaltung sein soll, bleibt unklar. So weit, so schlecht. Zumindest aus Sicht des BVH, der sich dafür einsetzt, dass der Ruhewald nicht nach Herdern kommt.
Nächster Akt: der schon als begutachtet und als „ausgewählt“ betitelte Standort in Herdern wird, von der Stadt, erneut „begutachtet“. Diesmal fallen ganz andere Unzulänglichkeiten auf: Boden an vielen Stellen ungeeignet, Fledermäuse wohnen in morschem Holz, das auf Ruhewaldbesucher fallen könnte usw. Also wieder alles offen – für die Bürger in Herdern ist so ein Vorgehen alles andere als nachvollziehbar. Warum? Weil es entweder den Eindruck hinterläßt, dass hier, egal was kommt, eine Lösung gesucht wird, weil „man“ – in diesem Falle der sonst auch nicht so wirkungsmächtige Gemeinderat – es entschieden hat oder, auch nicht besser, weil man eben fundamentale Fehler bei der Planung gemacht hat. Was am Ende bleibt: eine unklare Situation, seit bereit mehr als einem Jahr, die keinem nützt. Und noch schlimmer: vielleicht schon bald ein Ruhewald im Naherholungsgebiet oberhalb von Herdern, der zu Nutzerkonflikten führt und am Ende ein schönes Defizit in Planung wie Umsetzung sowie Nachvollziehbarkeit für den Bürger „zurück läßt“. Wetten? (mg)
UPDATE: Und genau wie „gewettet“ wurde, ist es nun gekommen – der Ruhewald kommt nicht nach Herdern, weil man bei der neuen Begutachtung ein Ausschlusskriterium „entdeckt“ hat. Eine Fledermaus, die nicht gestört werden darf. Jogger, Familien, Gruppen im Waldkindergarten oder vom Haus Tobias – das zählt scheinbar nicht, aber wenn ein geschütztes Tier gefunden wird, dann ist der Ruhewald schneller „beerdigt“ als er angekündigt wurde. Wie gesagt, es gab bereits initial ein Gutachten der Stadt – dort hätte „man“ herausfinden können, eher müssen, dass es diese Fledermaus gibt. Allen Beteiligten wie Betroffene – voran den Herdermer Bürgern – hätten Aufregung und Bedenken erspart bleiben können. Nachvollziehbar? Naja. Dank sei der Fledermaus. Nun soll der Ruhewald in der Wiehre, am Sternwald, entstehen. Mal sehen, ob es da besser ist.
MEINUNG – Die sechs Beiträge (Beispiele 1-6) sind eine Einladung, im Stadtteil und mit dem BVH in eine Diskussion einzusteigen, wie sich unsere Umgebung verändern und anpassen muss, soll oder darf. Sprechen Sie mit uns, erklären Sie uns Ihre Ideen und Wünsche, damit wir alle gemeinsam an einer lebens- wie liebenswerten Zukunft für Herdern und Freiburg arbeiten können. Damit wir auf breiterer Basis miteinander kommunizieren und weniger Themen durch Einzelmeinungen oder Interessenvertretungen geprägt werden – sondern wieder verstärkt von Bürgern, die gemeinsam für ihren Stadtteil streiten, nachdenken und handeln. Danke!