Warum werden Städte immer hässlicher

„Deutschlands Städte könnten schöner, die Wohnungen erschwinglicher sein. Es müssten nur ein paar Regeln geändert werden.“ — so der Untertitel zu einem lesenswerten Beitrag in der FAZ vom 14. August 2015. Der Autor und FAZ-Redakteur Niklas Maak beschreibt sehr treffend den Zustand der Städte heute sowie die berechtigten Sorgen der Bürger um deren immer trister werdendes Erscheinungsbild. Und er zeigt am Ende auf, wie man dagegen steuern und trotz aller Schwierigkeiten negative Entwicklungen verhindern kann — wenn man nur wollte.

So schreibt er in dem FAZ-Beitrag:

„Wenn über die Städte geredet wird, in denen wir leben, über ihre Hässlichkeit, über die Sterilität ihrer Fußgängerzonen, über die Tristesse der neuen Wohnimmobilien, in denen sich der Wille zur Profitmaximierung kaum hinter vorgeklebten Säulen und Balkönchen und hinter Namen wie „Prinzenresidenz“ oder „Kronprinzengärten“ verstecken kann, und, vor allem, über die Höhe der Mietpreise: Wenn also das Gespräch auf die Stadt von heute kommt, landet man schnell in einem Bermudadreieck der Schuldzuweisungen. Stadtplaner weisen darauf hin, dass die meisten Immobilien – und, bedingt durch den Ausverkauf staatlicher Liegenschaften in den neunziger Jahren, auch die innerstädtischen Grundstücke – in privater Hand sind und man wenig machen könne.

Die Investoren wiederum verweisen darauf, dass sie nicht der Arbeiter-Samariter-Bund und auch keine staatlichen Wohnungsbaugesellschaften seien, sich das Bauen für sie also rechnen müsse, und dass der Staat selbst durch Auflagen, Energieeffizienzstandards, Forderungen nach Barrierefreiheit bei öffentlichen Projekten die Kosten maßlos in die Höhe treibe und man schon deswegen zum Beispiel kaum noch bezahlbaren Wohnraum schaffen könne. Nach der soeben veröffentlichten Studie „Kostentreiber für den Wohnungsbau“ sollen neue Auflagen und Normen der öffentlichen Hand zu einer Kostensteigerung von 28,5 Prozent geführt haben. (…)

Nachdem man lange nichts baute, baut man jetzt zu viel – nämlich zu viele falsche Wohnungen, neue Gettos mit energetisch korrektem Öko-Touch, aber ohne urbane Qualität, ohne wirkliche Durchmischung. „Es gibt im Bauen eine Verwirtschaftlichung der Interessen“, sagt Thomas Kaup, der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Architekten in Berlin, „Kosten und Terminen wird ein enormer Vorrang eingeräumt, über architektonische Qualität wird dann oft kaum noch geredet.“ (…)

Staatliche Baupolitik wird traditionell angegriffen mit dem Argument, in einer freien Gesellschaft müsse jeder so bauen dürfen, wie er wolle. Dass er das kann, sobald der Staat sich zurückzieht, war einer der größten Irrtümer des Liberalismus; wo der Staat auf Gestaltungssatzungen und Bebauungspläne verzichtet, kommt nicht der souveräne Bürger zu seinen Recht, sondern die Bauindustrie diktiert im Verbund mit den Lobbys des Schlüsselfertigen, wie gelebt wird. Die dominierenden Wohnmodelle sind dann diejenigen, die sich am besten rentieren, und so sehen die Zentren der Städte dann meistens auch aus: wie begehbare Anlagedepots mit ein paar Trostparks.“

Siehe mehr unter: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/warum-sind-deutsche-staedte-so-haesslich-13747258.html#GEPC;s6

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