STANDPUNKT – (Un-)Ruhe im Wald über Herdern!

 

 

 

 

Nach einer Begehung durch die Stadt Freiburg gemeinsam mit dem Gemeinderat scheint das Gebiet oberhalb von Freiburg nun der „Favorit“ für einen Ruhewald auf Freiburger Gemarkung zu sein – man hat den Eindruck, es wird auf Biegen und Brechen ein Ort für Wald-Begräbnisse gesucht. Dabei werden aus Sicht des BVH elementare Belange wie Totenruhe, Naturschutz und Nutzungsbestand als Naherholungsgebiet sträflich vernachlässigt. Auch mit viel Phantasie kann sich der BVH nicht vorstellen, was ein Ruhewald im geplanten Gebiet soll und wie er dort funktionieren kann. Deshalb spricht sich der Vorstand des BVH geschlossen gegen die Einrichtung eines Ruhewaldes in Herdern aus!

Was ist geplant? Die Stadt Freiburg sucht nach einem Standort für einen Ruhewald – also einem Waldgebiet, in dem Urnen-Bestattungen vorgenommen werden können. Die favorisierte Fläche liegt in einem Landschaftsschutzgebiet: Eichhalde/Herdern und umfasst verschiedene Waldbiotope. Die Eichhalde liegt zudem im Natura 2000-Gebiet „Kandelwald, Roßkopf und Zartener Becken“ (FFH-Gebiet). Die Stadt hat im Rahmen einer Untersuchung 16 mögliche Standorten identifiziert, die zumeist bereits intensiv als Freizeit- und Naherholungsgelände genutzt werden: An der Eichhalde befindet sich das Panorama-Hotel, das Haus Tobias, zwei Waldkindergärten sowie ein stark frequentierter Grillplatz im Bereich des geplanten Ruhewaldes. Eine Erreichbarkeit mit ÖPNV existiert nicht (nächste Haltestelle: Urbanstrasse) und der Autoverkehr sowie die Parkplatzsituation oben am Berg ist schon jetzt kritisch. Das Gelände ist sehr steil, die Böden extrem trocken und staubig. Keine guten Rahmenbedingungen also.

Karte Eichhalde mit aktueller Nutzung

Eigentlich ist deshalb aus Sicht des BVH alles klar – auch die von der Stadt beauftragten Experten (Büro PlanRat) haben ein eindeutiges Fazit aus ihren Analysen zu einem Friedhofentwicklungskonzepts gezogen: „Angeraten wird, einen stadteigenen Bestattungswald zurückzustellen (…) und stattdessen die Wertigkeit und Naturgemäßheit der Grabangebote auf den kommunalen Friedhofsanlagen weiterzuentwickeln und auszudifferenzieren.“ 

Dieser Empfehlung schliesst sich auch der BVH an – der Standort Eichhalde ist nicht nur ungeeignet, sondern birgt darüber hinaus große finanzielle Risiken für die Stadt Freiburg – so führt das Gutachten weiter aus: „Die im Vergleich niedrigeren Gebühren im Ruhewald werden zu einer Abwanderung im Bereich der Urnenbestattungen von den innerörtlichen Friedhofsflächen führen. (…) Die Differenz belastet in Konsequenz den städtischen Kernhaushalt.“ Das Gutachten sieht Kosten von mindestens 500.000 EUR für die Einrichtung des Ruhewalds – inklusive Baumassnahmen für Infrastrukturen im Wald – sowie Betriebskosten von rund 200.000 EUR pro Jahr für Personal und Waldpflege vor. Die Idee von Fraktionen des Freiburger Gemeinderates, denen diese finanziellen Risiken bewußt sind, ist es, den Betrieb des Ruhewaldes deshalb nicht in städtischer Eigenregie zu realisieren, sondern einen privaten Betreiber zu finden – keine gute „Idee“ aus Sicht des BVH. An der Abwanderung von Nutzern der städtischen Friedhöfe ändert diese „Lösung“ nichts – ganz im Gegenteil, die Stadt büßt jede Steuerungsmöglichkeit ein und schafft viele neue Risiken: Bedarf nach Flächenerweiterung bei hoher Nachfrage, kommerzielle Nutzungsansprüche von Naturschutzgebieten, Exklusivitätsansprüche der Betreiber zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen Interessen (Zugang, Infrastruktur, Parkflächen).

Der BVH hat das Thema mit seinen Mitgliedern intensiv diskutiert – ein Ruhewald ist sicher eine moderne wie attraktive Form der Bestattung, passt aber nicht zur aktuellen Nutzung des vorgesehenen Waldstücks über Herdern. Eine Lösung könnte in der vom Gutachter angeratenen Umgestaltung von Bestandsflächen auf den städtischen Friedhöfen liegen. Dort sollten Wald- und Parkflächen geschaffen werden, auf denen dann auch Totenruhe und Andenken adäquat umgesetzt werden können. Wenn es darüber hinaus Nachfrage nach Waldbestattungen auf Freiburger Gemarkung gibt – im Umland von Freiburg, zum Beispiel in Wittnau, existieren mehrere Angebote für Waldbestattungen – sollte man ein Waldstück identifizieren, dass bzgl. Erreichbarkeit mit ÖPVN, Parkplätzen, Toiletten, behinderten-gerechtem, möglichst ebenen Zugang und vor allem Wahrung von Totenruhe geeignet ist. Im Wald über Herdern oder der Wiehre macht eine „Nachverdichtung“ keinen Sinn – dort ist jetzt schon kaum noch Platz für alle Nutzeransprüche. 

Deshalb setzt sich der BVH dafür ein, dass der geplante Ruhewald der Stadt Freiburg nicht an der Eichhalde oberhalb von Herdern realisiert wird. Weil es nicht sinnvoll ist und weil es bessere Alternativen gibt! Wenden Sie sich an uns und die Verantwortlichen bei der Stadt (Büro des Oberbürgermeisters) – gemeinsam möchten wir den Eichhalde-Wald offen für alle Nutzer halten. Einen Ruhewald können wir uns dort nicht vorstellen.

STANDPUNKT – Der BVH möchte als Plattform für den Austausch zu Themen rund um den Stadtteil dienen. Daher werden unter der Rubrik „STANDPUNKT“ Beiträge des BVH veröffentlicht, die ein Position des BVH (idR nach Vorstandsbeschluss) kommunizieren. Der BVH lädt alle Leser ein, Ihre Meinung zum veröffentlichten Thema an uns und die Zuständigen zu kommunizieren – WIR in Herdern!

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