MEINUNG – Parken statt Wohnen?

Seit Jahren bewegt sich auf dem Gelände des „Behördenparks“ zwischen Sautier- und Stefan-Meier-Strasse nichts – ausser Morgens und Nachmittags Autos, die dort parken.

In Freiburg sind – vor allem bezahlbare – Wohnungen trotz aller mehr oder weniger ersthaften Anstrengungen der Zuständigen aus Stadt und Land seit vielen Jahren absolute Mangelware. Statt aber vorhandene erschlossene Flächen in der Stadt engagiert zu entwickeln, wird an neuen Wohngebieten wie dem Dietenbachgelände mit großem finanziellen wie Natur-verbrauchenden Aufwand gearbeitet. Doch bei der sofort möglichen Bebauung von 650 Behörden-Parkplätzen samt einem Sammelsurium von Garagen und baufälligen Hallen in bester Lage von Herdern tut sich kaum etwas: Die Verhandlungen zwischen Bund, Land und Stadt kommen seit Jahren nicht voran.

Warum? Welchen sinnvollen Grund könnte es geben, ein solches Gelände mehr oder weniger sich selbst zu überlassen? Keiner kann nachvollziehen, warum das große Areal zwischen Rennweg, Tennenbacher-, Sautier- und Stefan-Meier-Straße in Herdern nicht eine bessere Nutzung „verdient“ – Platz für Wohnen und Arbeiten aber auch dringend benötigte Grün- und Erholungsflächen ist reichlich. Nimmt man beispielsweise die Plangrößen für aktuelle Freiburger Baugebiete zum Massstab – oder schaut einfach gegenüber auf das bebaute „Handtuch“ namens „Rennweg-Dreieck“ mit 50 Wohnungen und rund 9.000 m2 Nutzfläche – dann wird schnell klar, welche Dimension und damit Bedeutend der „Parkplatz“ mitten in Freiburg hat: Dort gibt es Platz für sicher 10 Gebäude a la Rennweg, dazu Freiflächen und neue Gebäude für Behörden-Arbeitsplätze oder Kindergärten. Das wären mindestens 400-600 neue Wohnungen für über eintausend Menschen. Also bereits ein neues Zuhause für ein Zehntel der für das Dietenbach-Projekt geplanten Bewohnerzahlen. Und das mit Baubeginn umgehend und nicht irgendwann in der Zukunft. Mitten in Freiburg, mit bestem Anschluss an den ÖPNV und allem, was es zum Wohnen und Arbeiten braucht. Nicht irgendwo an der Peripherie mit neuen Herausforderungen für Mobilität, Grundversorgung und Zersiedlung. Und nach Neuordnung der Bestandsgebäude wäre sicher noch mehr Platz für modernes Wohnen und Arbeiten – sowie für Park- und Spielflächen.

Also eigentlich alles klar: Parkplätze weg und bauen bzw. besser nutzen! Doch nun – und seit vielen Jahren schon – schlägt die Stunde der Bedenkenträger. Die Eigentümer des Geländes sind Bund und Land BW. Beiden scheint es recht egal zu sein, was man mit den Flächen machen könnte. Sie orakeln von „zukünftigen Bedarfen“, „planungsrechtlichen Implikationen“ oder „Dienstherrenverantwortung gegenüber den Angestellten“. Natürlich will jeder möglichst vor seinem Büro parken – aber wer kann das in einer dicht besiedelten Stadt wie Freiburg heute noch ernsthaft einfordern und anbieten? Natürlich arbeiten im Behördenpark viele Einpendler – aber es gibt exzellente Anbindungen mit dem ÖPNV: den Haltepunkt Herdern auf der Rheintalbahn, die Strassenbahnen der Linien 2 und 4, Busverbindungen ins Umland und der Hauptbahnhof ist zu Fuss in 10 Minuten erreicht. Zentraler und besser erschlossen geht nicht! Parken könnte man sicher auch: der Verkauf der Flächen müsste Bund und Land Einnahmen bescheren, mit denen man locker eine Parkgarage bauen kann, wenn man das für nötig hält.

Bleibt das Argument der „Zukunftsvorsorge“ für die Behörden – Flächenbedarf, den man heute noch nicht kennt. Die meisten Gebäude auf dem Gelände sind alt und wenig geeignet für die Nutzung als Bürogebäude. Vieles ist, wie es die Behördensprache so schön sagt, abgängig – eine Renovierung oder Sanierung lohnt nicht mehr. Neubauten oder noch teurere Sanierungen müssten also her. Mit modernen, gut nutzbaren Arbeitsplätzen für die rund tausend Angestellte, die heute noch auf dem Gelände arbeiten. Noch, denn es werden seit Jahren weniger. Weil Behörden Personal abbauen, konzentrieren oder, wie beispielsweise das Land Bayern, wieder in der Fläche auf dem Land ansiedeln, um dort Arbeitsplätze zu sichern. Dazu kommt der Wandel bei der Arbeitskultur – auch bei Behörden hat sich schon Einiges zum Digitalen gewandelt und benötigt weniger Flächen; Corona zwang die Behörden, beim Thema „Homeoffice“ nachzubessern und viele nehmen das Angebot gerne an, um sich das Einpendeln nach Freiburg sparen zu können. 

Was soll nun werden im Behördenpark? Ohne mehr Druck wird sich wohl wenig bewegen – zu „abstrakt“ sind die Interessen der Eigentümer von Bund (BImA) und Land (Landesbetrieb Vermögen und Bau). Fragt man bei den Zuständigen dort nach, wird auf einen städtebaulichen Wettbewerb verwiesen, dessen Beginn und Ausgestaltung im Vagen bleiben. „Start des Wettbewerbs vielleicht 2023“ heisst es dann und auch die Stadt Freiburg (Stadtteilentwicklung) weiss nicht viel mehr – eine Vision, was man mit dem Areal machen könnte, hat keiner der Zuständigen. Keine guten Perspektiven für die dringend notwendige Schaffung von Wohnraum in Freiburg. Und keine Hoffnung für eine bessere Nutzung des einzigartigen Entwicklungsgeländes mitten in Herdern! 

Der BVH bleibt am Thema dran und wird regelmäßig nachhaken, damit sich was tut – und zwar was Gutes! Helfen auch Sie mit und sprechen Sie mit uns und anderen über die Möglichkeiten, die das Gelände des Behördenparks bieten könnte. Herdern muss Ideen entwickeln, damit aus dem großen Parkplatz mit altem Gebäudebestand ein moderner, lebenswerter Stadtteil wird. Am besten bald! (MG)

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