MEINUNG – Altes geht, Neues kommt: Herdern im Wandel

Auf dem großen Areal entlang der Habsburgerstrasse (zwischen Jacobi- und Wölflinstrasse) hat sich in den letzten Jahren einiges getan – jetzt wird der letzte Abschnitt neu gestaltet: der Abriss der Gebäude hat begonnen und der Bürgerverein hat mit der Firma Gisinger, die auch das restliche Gelände bereits mit ihrem Projekt „HABSBURGER MITTE“ entwickelt hat, über den bereits fertiggestellten Teil des  Neubauprojekt gesprochen. Dass und was gebaut wurde, war nicht unumstritten. Die Fragen des BVH hat Karl-Jörg Gisinger beantwortet:

BVH: Wie viele Wohnungen mit wie vielen Quadratmetern Wohnraum sind auf dem Gelände entstanden? Wie viele Menschen wohnen auf dem Areal?
Gisinger: In den neun Gebäuden mit rund 11.000 qm Wohnfläche und etwa 2.000 qm Gewerbefläche leben und arbeiten circa 350 Menschen. Entstanden ist ein guter Mix aus Wohnungen, Büro- und Ladenflächen . Der Deutsche Caritasverband e. V. hat auf dem Grundstück vergünstigte Mietwohnungen erstellt. Also insgesamt eine gut durchmischte und soziale Ausnutzung des zentralen Areals in Herdern.

BVH: Sie wollten ja auch eigentlich mit ihrer Firmenzentrale nach Herdern umziehen. Warum hat es nicht geklappt?
Gisinger: Unsere fünf ineinandergreifenden Geschäftsbereiche lassen sich, wie sich im weiteren Planungsprozess herausgestellt hat, auf den sieben Ebenen des Büro-Gebäudes (Eckhaus) ablauforganisatorisch und kommunikativ nicht abbilden. Daher haben wir uns schweren Herzens entschieden, den Umzug nicht durchzuführen. Stattdessen haben wir unsere Räumlichkeiten in der Heinrich-von-Stephan-Straße entsprechend erweitert und modernisiert.

BVH: Der Baustil der nun fertigen Häuser sorgte und sorgt in Herdern für Diskussionen, besonders das Büro-Eckgebäude gefällt nicht allen. Warum hat man beispielsweise die sehr markanten Balkone an das Büro-Eckgebäude angefügt, warum gibt es keine begrünten Fassaden? Was hätte besser oder anders laufen können?
Gisinger: Die HABSBURGER MITTE sehen wir als ein sehr gelungenes Neubauobjekt. Die Wohnanlage schafft eine städtebauliche und architektonische Verbindung zwischen den prägenden Jugendstilfassaden der nördlichen und den Geschäftshausfassaden der südlichen Habsburgerstraße. Das Ergebnis des hochkarätig besetzten Architektenwettbewerbs und des hieraus entschiedenen Siegerentwurfs des renommierten Architekturbüros Harter+Kanzler wurde von uns umgesetzt. Wir haben aus der Bürgerschaft viel positives Feedback erhalten. Im politischen Interesse wurde durch die Bebauung der Gewerbebrache zentraler und attraktiver Wohnraum geschaffen.
Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, dass wir mit dem Unternehmen nicht in die Habsburgerstraße umziehen, wurde das ursprünglich als reines Bürohaus projektierte Eckgebäude umgeplant und als ein Büro- und Geschäftshaus realisiert, verbunden mit der Schaffung von zusätzlichem, benötigtem Wohnraum. Aufenthaltsqualitäten, wie Balkone finden in den neuen Bürowelten vermehrt Anklang. 


Eine Begrünung von Fassadenteilflächen haben wir intern diskutiert, uns aber dazu entschlossen, einen ökologischen Mehrwert durch eine regenerative Heizungsanlage, einer Grundwasser-Wärmepumpe mit einer Betonkernaktivierung der Geschossdecken, zu schaffen.

BVH: Herdern ist ein attraktiver Stadtteil – haben Sie hier weitere Pläne oder Projekte?
Gisinger: Unser Objekt der HABSBURGER MITTE ist abgeschlossen. Neben den fertiggestellten Gebäuden haben wir eine Baugenehmigung für 17 weitere Wohnungen auf dem ehemaligen „Hübschle-Areal“. Geplant ist eine, sich an das Nachbargebäude der Sparkasse angegliederte Architektursprache, viergeschossige Bebauung mit Mansardendach. Weiteren Entwicklungsmaßnahmen in Herdern werden wir uns gerne annehmen, kommen Sie sehr gerne auf uns zu. 



BVH: Bauen ist ein viel diskutiertes Gesellschaftsthema, gerade auch in Herdern, wo viele Menschen gerne wohnen (würden) und es wenig Platz für mehr Wohn- und Gewerbeflächen gibt. Was würden Sie sich als Immobilienexperte für einen Stadtteil wie Herdern wünschen?
Gisinger: Mehr bezahlbarer Wohnraum, vor allem für Familien und ein höheres Angebot an attraktiven Bauflächen in allen Preissegmenten, um Wohnobjekte umzusetzen und so mehr Wohnraum zu schaffen.
Beschleunigte Planungs- und Genehmigungsprozesse, Reduzierung der Kaufnebenkosten, wie die Grunderwerbsteuer oder auch der Gebühren, ein Überdenken der Notwendigkeit der Vielzahl an Bauvorschriften, um schneller, effizienter und kostengünstiger zu bauen. Wir sehen ein Potential in der verantwortungsvollen Nachverdichtung. Auch sollte das Handwerk gestärkt werden, denn es fehlt an Fachpersonal … und seit neuestem auch Baumaterialien.

BVH: Wie sehen Sie die Perspektiven für Freiburg. Wachstum oder Stagnation? Ausdehnung in der Fläche oder Nachverdichtung?
Gisinger: Ich bin Freiburger – als Bürger meine ich nicht, dass die Bevölkerung weiterhin so wie bislang wächst. Verantwortungsvolle Nachverdichtung dort, wo es passt. Darüber hinaus muss sich Freiburg der Frage stellen, wie die Stadt sich entwickeln soll. Wachstum ohne Flächenverbrauch führt zu der aktuellen Situation des Mangels und der Preissteigerungen: bei Grundstücken, Wohnungen und Kapazitäten im Handwerk..

BVH: Zum Abschluss: Was wünscht sich die Firma Gisinger vom BVH?
Gisinger: Wir pflegen mit dem BVH ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis. Während der Bauphase hatten wir uns oft getroffen und immer transparent kommuniziert und konstruktiv diskutiert. In dem einen oder anderen Punkt konnte uns der BVH mit seinen Anregungen überzeugen. Diese offene Gesprächskultur wünschen wir uns weiterhin.

BVH: Danke für das Gespräch und denken Sie an die Menschen, wenn sie bauen! 😉 (MG)

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