Der Ausbau der Rheintalbahn (Rtb) in der Freiburger Bucht kommt mit großen Schritten näher. Die Deutsche Bahn hat Planungen (PfA 8.5 bis PfA 8.9) vorgelegt, die nun konkret werden und für Diskussionen sorgen. Der Freiburger Gemeinderat beschäftigt sich in seiner Sitzung am 25.2.2025 mit dem Thema – deshalb macht der BVH seine Position zum Vorhaben klar.
Ein zentraler Problempunkt aus Sicht des BVH ist neben dem – im Sinne der zeitlichen Betrachtung – veralteten Anforderungskatalog an dieses Jahrhundert-Bauprojekt (der zu Grunde liegende Bundesverkehrswegeplan beruht überwiegend auf Plänen von 2016) vor allem (noch) fehlende Einbeziehung der betroffenen „Anlieger“ – also der Stadtteile und Gemeinden, die entlang der Strecke mit denAuswirkungen von Um- und Neubau konfrontiert werden.
Für die Gleisanlagen im Stadtteil Herdern wünscht sich der BVH folgende Verbesserungen: > Durchlässigkeit des Verkehrswegs „Schiene“ erhöhen durch mehr und breitere/passendere Durchbrüche im Bahndamm sowie Beachtung des Frischluft-Austausches von Ost nach West (Stadtklima) > Erhalt bzw. gerne Ausbau der vorhandenen Grünflächen entlang des Bahndamms, Zugänglichkeit für Öffentlichkeit erhöhen > Passiver Lärmschutz auch direkt bei den betroffenen Bürgern ausbauen – Fenster austauschen, Gebäude passend planen > Haltestelle Herdern erhalten und optimieren bezüglich Anbindung ÖPNV sowie Nutzbarkeit (Barrierefrei, Sauberkeit, Bahnsteigbreite) > Volle Erreich- und Nutzbarkeit des ÖPNV auch während Bauphase |
Insbesondere die Baumassnahmen sind es, die auch den BVH besorgen. Denn aktuell steht eine jahrelange Vollsperrung der stark vom ÖPNV frequentierten Stecke durch Freiburg im Raum. Angesichts einer seit Jahren laufenden Umorientierung bei der Mobilität (weniger Auto, mehr ÖPNV) würde der Wegfall der Bahnanbindung in der Freiburger Bucht von Norden wie Süden katastrophale Auswirkungen für Freiburg haben – konkret hiesse das: keine Züge halten mehr am Bahnhof Herdern, für (aktuell Planung) mindestens 4-6 Jahre.
Neben dieser verheerenden Einschränkung des ÖPNV, die Freiburg insgesamt massiv betreffen würde, gibt es weitere Punkte, die der BVH für die Strecke durch Herdern kritisch sieht:
> Die Bahn möchte einen Ausbau auf Tempo 200 km/h – damit wird die Lärm- und Erschütterungsbelastung deutlich höher. Als Grund wird die bessere Taktung („Deutschland-Takt“) des Fern- und Nahverkehrs angeführt, der BVH ist aber skeptisch, ob hier ein vertretbares Verhältnis von Aufwand/Belastung und Nutzen für die Bürger besteht. Für wenige Fernreisende mehr Tempo, für viele Bürger hohe Lärmschutzwände (6 Meter) und mehr Belastungen.
> Keine Anpassung der Bauplanungen an „Umgebung“ – die Bahn schaut lediglich auf den Um- und Ausbau der Bestandsstrecke und will diese vor allem für die höhere Geschwindigkeit der Züge ertüchtigen. Dabei müsste man viel mehr die Überlegungen und Pläne der Stadt Freiburg und die Bedürfnisse der Stadtteile wie Herdern einbeziehen, die schon seit vielen Jahren wichtige Projekte behindern. Weil Brücken (Bsp. Unterführung Habsburger-Strasse) nicht verbreitert oder umgebaut werden können, weil es keine zusätzlichen Durchbrüche durch den Bahndamm gibt um Querungen zu ermöglichen oder weil neue Verkehrsinfrastrukturen (Bsp. Rad- Wege) nicht wie vorgesehen umgesetzt werden können – weil die Bahn diese Anforderungen (bislang) nicht in ihre Planungen einbezieht.
> Der Ausbau des Nahverkehrs speilt keine Rolle – die Bahn ist auf den Fern- und Güterverkehr fokussiert. Die Bedürfnisse der Region beim Nahverkehr nimmt bislang nur eine Nebenrolle beim Um- und Ausbau der Rheintalbahn ein. Dabei ist gerade diese Strecke für die Region unverzichtbar, eine (längere) Sperrung damit undenkbar. Deshalb muss, weil es bei der notwendigen Ertüchtigung der alten Gleisanlagen zu Einschränkungen kommen wird, ein funktionsfähiges Gesamtkonzept für den gesamten Raum Freiburg her. Es geht um den ÖPNV der kommenden 100 Jahre – und der hat mehr Anforderungen als Tempo 200 für den ICE.
Unser Anliegen als BVH: Informationen sammeln, bündeln und verständlich aufbereiten, damit sich Beteiligte, Betroffene und Interessierte eine eigene fundierte Meinung bilden können. Deshalb ist der BVH auch Mitglied bei der Bürgerinitiative „Gute Gleise“, die sich intensiv um das Für und Wider der geplanten Um- und Ausbauten auf der Rheinschiene kümmert. Nahezu alle „Anlieger“ sind bereits in der BI vertreten und wollen so für mehr Bürgernähe sorgen.